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Am Montag, den 16. September 2024, hielt Prof. Dr. Christian Hilber seine Antrittsvorlesung zum Thema: „Wohnraum-Erschwinglichkeit und Raumplanung: Eine Geschichte zweier Länder“ ab. Prof. Dr. Harald Gall, Dekan der Wirtschaftswissenschaften Fakultät, führte in die Veranstaltung ein und hob Professor Hilbers umfassende internationale Erfahrung und Expertise in der Immobilienökonomie hervor. Zudem würdigte er dessen bedeutende Beiträge an der Universität Zürich in den Bereichen Forschung, Lehre und Weiterbildung.
Vergleich Schweiz vs. Vereinigtes Königreich
In seiner Antrittsvorlesung verglich Professor Hilber die Entwicklungen der Wohnraum-Erschwinglichkeit in der Schweiz und im Vereinigten Königreich und hob die regulatorischen Unterschiede hervor, die den Immobilienmarkt beider Länder prägen. Besonders in England sorgen raumplanerische Restriktionen wie „Green Belts“, Höhenbeschränkungen oder Denkmalschutzauflagen für eine massive Begrenzung des Wohnungsbaus und erschweren die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Im Gegensatz dazu war in der Schweiz die Raumplanung bis Anfang 2010er Jahre vergleichsweise flexibel. Pro Kopf wurden damals in der Schweiz etwa dreimal so viele Wohnungen gebaut wie im Vereinigten Königreich. Seither ist die Raumplanung allerdings in der Schweiz deutlich restriktiver gworden. Hilber warnte, dass zunehmend restriktive Planungsentscheidungen langfristig ähnliche Auswirkungen haben könnten wie im Vereinigten Königreich.
Vergleich der Hauspreise
Professor Hilber betonte die deutlichen Unterschiede in der Entwicklung der Hauspreise zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich seit 1970. Während die Hauspreise in der Schweiz real um 105% gestiegen sind, erlebte das Vereinigte Königreich einen realen Anstieg von 450% und London sogar von 634%. Diese Zahlen verdeutlichen die gravierenden Unterschiede zwischen den beiden Ländern.
Raumplanung und Erschwinglichkeit
Professor Hilber erklärte, dass die restriktive Raumplanungspolitik in England entscheidend zur Wohnraum-Erschwinglichkeits- und Obdachlosenkrise und sogar zur Verlangsamung des Produktivitätswachstums im Land beigetragen hat. Die starke Kontrolle der Bautätigkeit habe die Erschwinglichkeit von Wohnraum in den letzten Jahrzehnten erheblich verschlechtert, ohne einen ökologischen Mehrwert zu erzielen. Im Gegenteil, da es sich die Jungen und die tiefen und mittleren Einkommen immer weniger leisten können, in den Städten zu wohnen, müssen sie über die «Green Belts» hinweg pendeln, was zu mehr Verkehr und Luftverschmutzung führt. Auch in der Schweiz könne eine zunehmend restriktive Raumplanung zu ähnlichen Problemen führen.
Schlussfolgerungen und Lösungsansätze
In seiner Analyse stellte Professor Hilber klar, dass eine erfolgreiche Raumplanungspolitik mit einer «erschwinglichen Verdichtung nach Innen» drei wesentliche Schritte erfordert: die Lockerung regulatorischer Beschränkungen in zentraleren und attraktiveren Lagen, ein Fokus der Raumplanung auf die Korrektur von Marktversagen sowie die Schaffung von Anreizen für die betroffenen Anwohner in den zentraleren und attraktiveren Lagen, die innere Verdichtung auch zuzulassen. Er warnte, dass die Schweiz auf dem Weg sei, ähnliche Fehler wie England zu machen und das wir alle gut daran tun, frühzeitig gegenzusteuern.
Neue Professuren im Bereich Real Estate Finance & Economics
Die Vorlesung fand im Rahmen der neu geschaffenen Professuren im Bereich Real Estate Finance & Economicsstatt, die CUREM ab Herbst 2024 gemeinsam mit den drei Funding Partnern aus der Immobilienbranche – EBP, UBS und Wüest Partner – ins Leben gerufen hat. Ziel dieser Professuren ist es, die Forschung und Lehre im Bereich der Immobilienökonomie weiter zu stärken.
Fotografiert von Caroline Krajcir