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Forum Raumwissenschaften 2016

Forum Raumwissenschaften 2016: «Verdichtung – Evidenz oder Imperativ?»

Das diesjährige Forum Raumwissenschaften wurde von Maria Lezzi, Leiterin des Bundesamts für Raumentwicklung, eröffnet. Sie forderte die Teilnehmenden auf, das Forum zu nutzen, um eine Zwischenbilanz zur Siedlungsentwicklung nach innen zu ziehen und sich dabei auch unangenehmen Fragen zu stellen, um einen Schritt weiter zu kommen. Nach der anschliessenden Vorstellungssequenz zum persönlichen Flächenverbrauch plädierte Tobias Schulz von der WSL in seinem Referat „Innentwicklung messen“ für einen stärken Fokus auf die Anzahl Menschen pro Fläche statt der blossen baulichen Dichte.

Die demographischen Strukturen (Familien- und Haushaltsstrukturen) sowie institutionellen Gegebenheiten (z.B. Bildungs- und Rechtssysteme) sind es denn auch, welche Bernd Roeck in seinem tausendjährigen Rückblick zum Thema Verdichtung als massgebliche Treiber der Verstädterung identifizierte. Die jüngere Vergangenheit wurde von Magnus Gocke in seinem Rückblick auf die Verdichtung während der letzten zehn Jahre im Kanton Zürich geschildert. Es sind vor allem die Volumen der einzelnen Gebäude, welche stark gestiegen sind, in den Städten tendenziell in die Höhe, im periurbanen Raum in die Breite. Die höheren Gebäudevolumen führen zu mehr Menschen pro Gebäude, jedoch nicht pro Wohnung.

Die Gründe warum sich die Siedlungsentwicklung nach innen schwierig gestaltet, wurden von Tobias Schulz und Olivier Schöni auf die Interventionsmöglichkeiten der bereits ansässigen Bevölkerung zurückgeführt. Am Ende besteht ein Trade-Off zwischen Zersiedlung (in einem wenig regulierten Gebiet) und Wohnungsnot bzw. hohen Wohnungspreisen (in einem stark regulierten Gebiet). Welche demografischen Entwicklungen die Zukunft bringt, wurde von Jacqueline Kucera vom Bundesamt für Statistik erörtert. Sie wies in ihrem Referat darauf hin, dass insbesondere die Migrationsbewegungen schwer zu prognostizieren sind.

Der deutsche Psychologieprofessor Tobias Schröder berichtete über die Einstellungs-Verhaltenslücke: die Zersiedlung wird von den Leuten als Problem wahrgenommen, dennoch wünschen sich die meisten, selbst in einem Einfamilienhaus zu wohnen. Anhand computergestützter Modelle simulierte er, wie solche gesellschaftliche Ideologien abgebildet und verändert werden können.

Ein Lösungsansatz für die NIMBY Problematik der Innenentwicklung sah Daniel Kübler in der Entflechtung lokaler und überlokaler Opposition. Während die negativen Auswirkungen der Innenentwicklung lokal verhandelt werden müssen, sind die Debatten zum Nutzen auf überlokaler Ebene zu führen. Dass je nach lokaler Gegebenheit differenzierte Massnahmen zur Schaffung von Akzeptanz gegenüber Verdichtung notwendig sind, wurde auch von Sacha Peter in seinem Referat bestätigt.

In der abschliessenden Diskussion herrschte Einigkeit, dass die Innenentwicklung nur mit dem Engagement der lokalen Bevölkerung gelingen kann und die Vorteile und der Nutzen verdichteter Räume erfahrbar gemacht werden müssen. Dies erfordert eine gute Kommunikation und individuelle Lösungen vor Ort. Dabei ist die Mehrwertabschöpfung essentiell für die Entwicklung bestehender Strukturen.

Präsentationen

Was verstehen wir genau unter Siedlungsentwicklung nach Innen?

Innenentwicklung messen: Übersicht über die relevanten Masse
Dr. Tobias Schulz, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Folien (PDF, 690 kB)

Was ist bisher geschehen?

Verdichtung – ein tausendjähriger Rückblick
Prof. Dr. Bernd Roeck, Universität Zürich, Historisches Seminar
Folien (PDF, 16 MB)

Verdichtung – ein 15 jähriger Rückblick
Magnus Gocke, Kanton Zürich, Statistisches Amt
Folien (PDF, 6 MB)

Wieso ist es geschehen?

Determinanten der Zersiedlung
Dr. Tobias Schulz, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Folien (PDF, 620 kB)

Governmental structures and development patterns
Dr. Olivier Schöni, Universität Bern, Volkswirtschaftliches Institut
Folien (PDF, 380 kB)

Was wird wohl geschehen?

Verdichtung als Ideologie?
Prof. Dr. Tobias Schröder, Fachhochschule Potsdam, Institut für Angewandte Forschung Urbane Zukunft
Folien (PDF, 3.8 MB)

Wie sollen wir reagieren?

Wie können NIMBY-Probleme gelöst werden?
Prof. Dr. Daniel Kübler, Universität Zürich, Lehrstuhl für Demokratieforschung
Folien (PDF, 880 kB)

Welche Faktoren fördern die Akzeptanz von Verdichtungen?
Sacha Peter, Kanton Zürich, Amt für Raumentwicklung, Baudirektion
Folien (PDF, 6.2 MB)
Akzeptanz Dichte (PDF, 2.9 MB)

Impressionen

Fotografiert von Ursula Meisser